Städtebauliche Ideenwettbewerbe

Halten Sie städtebauliche Ideenwettbewerbe für ein zukunftsorientiertes Instrument der Stadtentwicklung?

Unbedingt. Gerade unter dem Aspekt der sich verknappenden Budgets in der Städtebauförderung sollten wir anstreben, durch geeignete Verfahren die bestmögliche Lösung zu finden, die dann als gebaute Realität auch dauerhaft Bestand hat. Im Sinne einer effizienten Mittelverwendung ist dies notwendig – aber auch aus der städtebaulichen Sicht begrüßenswert. Warum nicht aus einer Vielzahl von Lösungsvorschlägen die beste Variante aussuchen? Zukünftig wird es mehr denn je auch darum gehen durch gute gestalterische Qualität in unseren Stadtzentren Alleinstellungsmerkmale zu schaffen, die Anreize bieten, damit sich die Bürger in unseren Innenstädten wohl fühlen und gerade auch junge Menschen durch zeitgemäße Gestaltung angesprochen werden, um dort zu bleiben oder wieder hinziehen zu wollen.

Sie sprechen das Thema der Finanzierung an. Das aktuell laufende Wettbewerbsverfahren wird aus Mitteln der Städtebauförderung bezuschusst. Gleichwohl stellt dies ja nur den Einstieg in die geplante Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes dar. Kann die Stadt Bad Salzungen auch mit einer finanziellen Unterstützung der geplanten baulichen Umsetzung aus Ihrem Hause rechnen?

Wichtige Fördervoraussetzung ist, dass sich das Projekt als gesamtstädtisch entwickelt und demographiefest erweist, d.h. auf Basis stimmiger Stadtentwicklungsplanung und konkreter Auseinandersetzung mit der Örtlichkeit einen dauerhaften Effekt für die städtebauliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung der Stadt Bad Salzungen mit sich bringt. Dies scheint mir beim hier gewählten Vorgehen gegeben. Die Stadt hat ein aktualisiertes Stadtentwicklungskonzept, vertiefende Rahmenplanungen und quartiersbezogene Blockkonzepte. Natürlich hängt die Mittelbereitstellung im Einzelfall von den verfügbaren Budgets der EU, des Bundes, der Länder und nicht zuletzt der Kommune ab – ohne gemeindliche Mitleistungsanteile geht nichts. Insofern wäre eine gesicherte Förderzusage zum jetzigen Zeitpunkt unseriös. Wir werden uns aber bemühen im Rahmen unserer Möglichkeiten an der Projektumsetzung mitzuwirken. Dadurch, dass es sich beim Projekt in Bad Salzungen um eines der vier ausgewählten Modellvorhaben des Freistaates Thüringen zur Reaktivierung innerstädtischer Bahnflächen handelt wurde die Bedeutung schon unterstrichen.

Bad Salzungen kann als gutes Beispiel in Sachen Wettbewerbskultur gelten. Nahezu alle wichtigen Vorhaben der Neugestaltung des öffentlichen Raumes – Nappenplatz, Marktplatz und jetzt das Bahnhofsumfeld – wurden in Wettbewerbsverfahren vorbereitet. Ist diese Art der Planungskultur in Thüringen üblich?

Eine schwierige Frage. Nicht jeder nähert sich dem Thema „Wettbewerb“ mit Freuden. Viele haben Angst vor zeitliche Verzögerungen, komplexen Prozessabläufen und zusätzlichen Kosten. Die meisten dieser Bedenken sind unbegründet und so haben auch viele der im Rahmen der Städtebauförderung in Thüringen geförderten Kommunen schon Wettbewerbsvorhaben realisiert. Die hier in Bad Salzungen sichtbare stadtgestalterische Qualität im öffentlichen Raum belegt, dass man gut beraten ist, bei wichtigen Großprojekten sensible Planungs- und Beteiligungsprozesse umzusetzen. Insofern begrüße ich ausdrücklich auch die gewählte Form der webbasierten Bürgerbeteiligung im Rahmen des laufenden Ideenwettbewerbes in Bad Salzungen. Nur wer sich heute mit attraktiven Projekten im Hochbau und im öffentlichen Raum – vor allem in den Zentren unserer Städte und Gemeinden – zukunftsgerichtet aufstellt und seine Bürger von Betroffenen zu Beteiligten macht, wird unter schrumpfenden Rahmenbedingungen attraktiv bleiben können. Ich wünsche der Stadt viel Erfolg bei der Projektumsetzung.

Hold3Simone Hold, Referatsleiterin

Refereratsleiterin Städtebau, Städtebau- und Schulbauförderung im Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr